Was soll man noch dazu sagen …

wenn der heutige Protest gegen die Klimazerstörung nicht nur wie schon vor 50 Jahren ausgelacht, sondern sogar zu Terrorismus erklärt wird? Je dringender Klimaschutz wird, desto hemmungsloser wird er bekämpft! Ein kleiner stichpunktartiger historischer Abriss:

Klimaticker: Die Erde erwärmt sich in noch nie dagewesene Tempo | FAZ

Schon 1912, also vor 111 Jahren erschien in einer neuseeländischen Zeitung in Auckland ein wissenschaftlicher Hinweis auf die Erderwärmung, die CO2 eines Tages verursachen wird und zum Problem machen könnte.

1972 erschien die vom Club of Rome in Auftrag gegebene Studie des Massachusetts Institute of Technology „Grenzen des Wachstums“.
Zentrale Schlussfolgerung: „Wenn die gegenwärtige Zunahme der Weltbevölkerung, der Industrialisierung, der Umweltverschmutzung, der Nahrungsmittelproduktion und der Ausbeutung von natürlichen Rohstoffen unverändert anhält, werden die absoluten Wachstumsgrenzen auf der Erde im Laufe der nächsten hundert Jahre erreicht.“
1978 erklärte Hoimar von Ditfurth in der populärwissenschaftlichen Sendung „Querschnitt“ die Folgen des CO2-Anstiegs.

1980 erschien auch in deutscher Übersetzung des Verlags 2001 die Umweltstudie Global 2000, die 1977 von US-Präsident Jimmy Carter in Auftrag gegeben wurde. Sie prognostizierte sowohl ein überproportionales Bevölkerungswachstum als auch wachsende Umweltprobleme und sah bereits deutliche Anzeichen für Klimaveränderungen. 1993 wurde das Buch Global 2000 Revisited: What Shall We Do? veröffentlicht. Darin ziehen einige der Autoren von Global 2000 ein Resümee ihrer Prognosen. Einige ihrer Erwartungen seien übertroffen worden (z. B. Süßwasser), andere hätten sich als weniger problematisch herausgestellt. Für die Geschichte der Entwicklung und Wahrnehmung von Umweltproblemen gehört Global 2000 aber weiterhin zu den wichtigsten Werken.

In den letzten Jahrzehnten gibt es eine wachsende Zahl von regelmäßigen Veröffentlichungen wie den Weltklimabericht des IPCC der Vereinten Nationen https://www.lpb-bw.de/ipcc, die jedes Mal alarmierendere Daten über den Zustand unseres Klimas und dessen bestimmender Faktoren wie CO2-Konzentration in Luft und Meer, Temperaturanstieg in Luft und Meer, Zunahme von Extremwetterlagen, Waldbränden und Waldverlust und das Auftauen von Permafrostböden, Gletschern und Polkappen liefern. Im Jahr 2021 stellte man fest, dass 99,9 Prozent aller Studien zu dem Ergebnis kommen, dass der Klimawandel vom Menschen verursacht wird. https://www.sueddeutsche.de/wissen/klimaforschung-klimawandel-mensch-ist-ursache-studie-1.5443664

In Folge der Fridays-for-Future-Bewegung entstand im deutschsprachigen Raum auch die Gruppierung Scientists for Future, die – verzweifelt über die Tatenlosigkeit der Politik und die Ignoranz gegenüber den von Greta Thunberg losgetretenen Proteste – 2019 mit einer von 23.000 Wissenschaftlern unterzeichneten initialen Stellungnahme über den Zustand des Klimas an die Öffentlichkeit ging. Dort wurden 24 zentrale Fakten über das Klima postuliert.

Man kann also zusammenfassend feststellen, dass es nicht nur absurd ist, die Erderwärmung, die damit zusammenhängenden Klimaveränderungen, die Verursachung durch den Menschen und die notwendigen Konsequenzen zu bestreiten, sondern dass es beim allgemeinen Zugang zu Bildung und wissenschaftlichen Informationen, besonders für Politik und Medien, eine eindeutig vorsätzliche Tat sein muss, diese Fakten zu bestreiten!

Folgerichtig gibt es inzwischen auch zahlreiche nationale, europäische und internationale Übereinkommen, Klimaziele zu erreichen, die die Klimakrise zumindest eindämmen, wenn sie auch viel zu kurz greifen, um sie umzukehren, was erforderlich wäre um globale Auftauprozesse zu stoppen. Der deutschen Regierung wurde das auch vom Verfassungsgericht aufgegeben. Trotzdem hat die Politik bisher nichts zustandegebracht, was es ermöglichen würde Klimavorgaben wie das 1,5°-Ziel einzuhalten.

Ganz im Gegenteil arbeiten faschistische, liberale und konservative Parteien mit aller Kraft daran, den Klimaschutz zu sabotieren. Nicht minder Medien von der so etablierten wie bekanntermaßen skrupellosen BILD bis zu unzähligen neueren rechtsextremistischen und Querfrontmedien, Trolle und Bots, deren Aufgabe es ist, die demokratische Gesellschaft zu spalten und zu zerschlagen.

Deshalb hat all das natürlich auch etwas mit Faschismus zu tun. Wenn Faschisten vorsätzlich die menschengemachten Klimawandelfolgen lächerlich machen, verharmlosen oder ganz bestreiten und ihre mittlerweile völlig hirngewaschenen Konsumenten und Gläubigen ihren Mordgelüsten gegen Klimademonstranten verbal freien Lauf lassen und kriminelle, aggressive Autofahrer enthemmen und legitimieren, ist beides gleichermaßen bedroht – der Klimaschutz und unsere Demokratie! Möglicherweise der Gnadenstoß für unsere Demokratie ist es, wenn etablierte Parteien diese Hetze, diese Verschwörungstheorien und Desinformationen, die sich in immer schrillere und skrupellosere Töne gegenüber „Klimaklebern“ steigern, übernehmen und in den „Klimaterroristen“-Chor mit einstimmen! Man mag orange eingefärbte Hotellobbys ärgerlich finden, aber wie absurd lächerlich ist diese Sachbeschädigung, deren Strafe bei zivilem Ungehorsam eingepreist sein muss, gegen das, was eine von der Fossilindustrie korrumpierte Politik und egoistische Bürger irreversibel anrichten. Während an vielen Ecken der Welt die Thermometer immer häufiger die 40°C überschreiten, delirieren viele Politiker immer noch wie Süchtige von grenzenlosem Wirtschaftswachstum und Absatzmärkten. Sie führen einen Schnitzel- und Wärmepumpenkrieg. Die Zukunft wird selbst sie noch eines Besseren belehren. Schneller als die meisten denken!

Für jeden „Normaldenkenden“ ist schon seit geraumer Zeit sicht- und spürbar, wohin wir mit der sich als exponentiell abzeichnenden Entwicklung steuern. Schon jetzt gehen die globalen Hitzetoten in die Hunderttausende, die Infrastruktur- und Naturschäden wachsen rasant und die Zahl der Klimaflüchtlinge steigt beständig. Bald werden wir selbst Klimaflüchtlinge sein, die sich auf einem immer kleiner werdenden bewohnbaren Teil dieses Planeten behaupten wollen. Blutiger, hemmungslos ausgelebter Darwinismus wird die zwangsläufige Folge sein. Meine Generation hat vor fast 50 Jahren gegen eine Wand geredet und der heutigen Jugend geht es genauso. Als Älterer ist man versucht resignierend zu sagen: „Wer nicht hören will muss fühlen!“ Wie lange sich die Jugend noch friedlich ihres zukünftigen Überlebens berauben lässt, wage ich nicht zu prophezeihen.

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