Hybrider Krieg

Viele Menschen haben immer noch nicht begriffen, dass hybride Kriegsführung eine beschlossene Strategie der russischen Führung ist, aber sie begreifen vo allem überhaupt nicht, was sie bedeutet.

Putin hat in den letzten Jahren keine Zweifel mehr gelassen an seinen imperialen Ansprüchen, meist mit absurden Geschichtsnarrativen hinterlegt. Das letzte lautete, Hitler hätte Polen angreifen müssen und deshalb hätte er auch ein Recht die Ukraine zu überfallen. Eine neue zu den dutzenden Pseudolegitimationen. Angefangen bei der nicht vorhandenen Naziregierung in Kiew.
Alexander Dugin als ideologischer Vordenker hat vorgelegt mit dem Satz von „Eurasien von Lissabon bis Wladiwostok“. Putin hat ihn wiederholt. Sein imperialer Hunger reicht nicht nur bis zur Ostukraine, das hat er bewiesen. Er reicht auch nicht nur bis Modawien oder zu den baltischen Staaten. Oder der Rückholung „russischer Erde“ in der ehemaligen DDR. Sein Endziel heißt ganz Europa. Und die altbewährte KGB-Strategie für die Erweiterung des sowjetisch/russischen Machtbereichs war Subversion bis ein Staat sturmreif ist für militärische Unterstützung einer Minderheit in diesem Staat. Subversion machte über 70 Prozent der Arbeit des KGB aus. Subversion in Jahrzehnten gedacht und geplant. Mit allen verfügbaren Mitteln.
Yuri Bezmenov – 1983 Lecture on Subversion
Wer jetzt an ein paar Agenten denkt und ein bisschen Cyberkrieg, der ist naiv. Was das Konglomerat aus KGB-Nachfolgediensten, besonders der FSB und der militärische Geheimdienst GRU veranstalten, dürfte drei Hauptstoßrichtungen haben. Erstens, die Isolierung Europas durch die Installation und erneute Unterstützung für Trump, der ein hundertprozentiger Speichellecker Putins ist. Mitglied der Mafiafamilie und unter der Bedrohung durch Kompromat oder Schlimmeren wenn er nicht spurt. Die zweite Hauptstoßrichtung: massive Bombardierung der öffentlichen Meinung im Westen durch Einflussagenten, „Alternative Medien“ prorussische Trolle und Bots. Sie haben nicht nur die Aufgabe russische Narrative zu verbreiten, sondern auch den Glauben an Wahrheit und Fakten allgemein zu zersetzen und so die Büger emotional leichter beeinflussbar zu machen. Und dieses geht Hand in Hand mit der dritten Hauptstoßrichtung. Der Kombination aus der „Produktion“ von Flüchtlingen und der Stärkung und Unterstützung von Nazis und anderen Faschisten in Europa, die ihn als autoritären Herrscher bewundern oder in Ostdeutschland immer noch von Bruderliebe zu Russland beseelt sind.
Was die Flüchtlinge betrifft kommen natürlich auch Armutsflüchtlinge, Verfolgte anderer Diktaturen und eine zunehmende Zahl von uns mitverschuldeter Klimaflüchtlinge. Der mit Abstand weit größte Anteil der Flüchtlinge kommt aber aus Afghanistan, wo die Taliban dank der Unterstützung Putins an die Macht kamen, aus Syrien, wo Russland den Schlächter Assad fleißig beim Abschlachten des eigenen Volks unterstützt hat und aus der Ukraine. Diese Flüchtlinge sind mit Bedacht vom Kreml herbeigeführt. Schon daran erkennbar, dass zivile Ziele von Russland vorsätzlich, man kann wohl sogar sagen hauptsächlich bombardiert werden. Soweit sich Flüchtlinge nach Russland verirren, werden sie über die finnische und die Balkangrenzen abgeschoben, um dort die Belastung für die Sozialsysteme und gesellschaftliche Spannungen zu erhöhen. Und die Faschisten in Europa, die bis vor zehn Jahren überall nur eine marginale Rolle spielten, tun das wofür sie gepeppelt wurden und wozu sie wahrscheinlich auch aus Russland beauftragt sind. Sie nutzen die Flüchtlinge um ihre rassistische und faschistische Agenda zu pushen und die heimische Demokratie ins Wanken zu bringen.

Diese drei Achsen dürften das Grundgerüst der hybriden russischen Kriegsführung sein. Flankierend gibt es natürlich noch viele begleitende Maßnahmen wie militärische Einschüchterung, Einschüchterung und Bedrohung von Entscheidungsträgern und Journalisten, Cyberangriffe und diplomatische und vertragliche Offensiven zum Beispiel. Und es wäre naiv anzunehmen, dass nicht neben russischen „Thinktanks“, oder sagen wir „NGOs“ auch Medienhäuser, öffentlich-rechtliche Rundfunkanstalten, Sportvereine, eigentlich alle Organisationen und vor allem politische Parteien, genauso dicht mit Agenten durchsetzt sind wie zu Sowjetzeiten. Das oberste KGB-Gebot bei alledem: „Maskirowka“! Täuschen und Tarnen.
Deshalb sollte man sich nicht über die Absurdität mancher Äußerungen oder Aktionen wundern oder echauffieren, nicht hinter jedem geworfenen Stöckchen hinterherjagen, sondern jede Entwicklung in das große Gesamtbild einsortieren, an dem es gilt Schwachstellen zu finden, wenn man die Demokratie retten will. Und möglicherweise auch den Frieden im Rest Europas. Mehr noch als ein direkter Krieg Russlands, drohen möglicherweise Bürgerkriege. Vielleicht schon bald in den USA, falls Trump die Wahl gewinnen sollte.