Happy 74th Birthday, Billy Joel!

Heute am 9. Mai feiert Billy Joel Geburtstag.
Wenn man den Namen Joel hört, denkt man zuerst an Billy Joel, den großen amerikanischen Songwriter und Interpreten. Kaum jemand kennt jedoch seine Familiengeschichte.
In Würzburg lebt die großbürgerlich-katholische Unternehmerfamilie Neckermann, im nicht weit entfernten Nürnberg gründet der junge Karl Amson Joel ein Textilversandhaus.
Bereits nach kurzer Zeit wird dieses Versandhaus das zweitgrößte in Deutschland sein. Das größte Versandhaus war damals Witt-Weiden.

Er hat Erfolg damit. Während der junge Josef Neckermann der Reiter-SA beitritt, verleumdet Julius Streicher im „Stürmer“ die jüdische Familie Joel. Sie verlässt Nürnberg und geht nach Berlin, weil der damalige Gauleiter von Berlin den Joels „Schutz“ anbot.
Das Geschäft florierte zunächst, aber das sollte sich schon recht bald ändern.
Zunächst bekam Joel einen „Betriebsführer“ vorgesetzt, damit war Karl Amson Joel quasi unternehmerisch entmündigt.
Anschließend fädelte man die Arisierung durch Josef Neckermann ein.

Schon 1935 streckt der ehrgeizige Josef Neckermann die Hand aus nach dem Joelschen Imperium und macht sich gedankenlos zum „Ariseur“. Er bezahlt nicht einmal den viel zu geringen Kaufpreis an den enteigneten Karl Joel. Der flieht mit seiner Familie 1938 in letzter Minute über Zürich und Kuba nach New York, wo er schließlich ein Geschäft für Haarschleifen eröffnen wird. Während dessen bezieht Josef Neckermann die Villa der Joels.
Karl Amson Joels Enkel sind Musiker geworden, der eine, Billy Joel, wird Popstar, der andere dirigiert Opern in Wien.
Auf die Bitten Karl Amson Joels um Entschädigung, schreiben ihm die Nazis ins Exil, er solle wieder nach Berlin kommen, dann werde mit ihm „abgerechnet“
Nach dem Krieg prozessiert Joel gegen Neckermann um den nie gezahlten Kaufpreis. Der handelt einen Vergleich aus, der nicht im Entferntesten dem Wert dessen entspricht, was er dem jüdischen Kollegen nahm. Schuldgefühle? Fehlanzeige. Dass er Zwangsarbeiter beschäftigte, in Theresienstadt, Auschwitz und im Getto Lodz für sich nähen ließ, hat ihn nicht weiter bedrückt.

Neckermann gibt auch nicht die Villa und die Kunstschätze zurück die er Joel weggenommen hatte.
Trotz seiner Profite aus den „Arisierungen“ und der Beschäftigung von Zwangsarbeitern wurde Neckermann seine Nazi-Vergangenheit nicht zum Verhängnis: Im Entnazifizierungsprozess wurde er im Mai 1948 als „Mitläufer“ eingestuft und lediglich ein Bußgeld von 2.000 RM über ihn verhängt.
Josef Neckermann erhielt
1968 Verdienstkreuz erster Klasse
1974 Großes Verdienstkreuz der Bundesrepublik Deutschland
1982 Großes Verdienstkreuz mit Stern der Bundesrepublik Deutschland.
1987 Großes Verdienstkreuz mit Stern und Schulterband der Bundesrepublik Deutschland.
Diese Auszeichnungen erhielt Neckermann wegen seiner Verdienste im Reitsport, was jedoch seinen Opportunismus während der Nazizeit nicht ungeschehen macht und auch das Desinteresse der Bundesregierung im Nachkriegsdeutschland zu diesen Ereignissen, nicht entschuldigt.
Mitglied der Hall of Fame des deutschen Sports
silbernes Lorbeerblatt
Anzumerken sind noch Joels politische Ambitionen, die sich in seinen Texten widerspiegeln. So ist sein Song Leningrad, den er 1987 schrieb und der am 4. Oktober 1989 vor dem Mauerfall auf dem Album Stormfront veröffentlichte, eine deutliche Absage an den kalten Krieg.
Auch der Song „we didnt start the fire“ der sich mit der Politik der USA im Kalten Krieg beschäftigt ist hörenswert.

Quelle: https://www.facebook.com/DasSiebteFlugblatt
Viktor aus Billy Joels „Leningrad“: „Ich weine um mein Land“
"We never knew what friends we had, until we came to Leningrad": Billy Joel (links) und Viktor Razinow 1987 in der Sowjetunion.

1989 erschien Billy Joels Ballade „Leningrad“, nur einen Monat vor dem Berliner Mauerfall. Es beschreibt anhand zweier Biografien, dass Amerikaner und Russen so unterschiedlich nicht sind – und wie aus Feinden Freunde wurden. Es ist die wahre Geschichte von US-Rockstar Joel und dem Clown Viktor. Wir haben Viktor ausfindig gemacht und gefragt: Was wird nun aus der russisch-amerikanischen Freundschaft?

Steven Geyer
Steven Geyer und Damir Fras
16.08.2022, 17:06 Uhr

Berlin/Moskau. Es gab diese Zeit der Hoffnung, dass nun alles gut werden könnte – und aus Feinden plötzlich Freunde. Viktor Razinow muss weinen, wenn er daran denkt. Denn zum Soundtrack jener Jahre gehört eine weltbekannte Ballade, die der US-Popstar Billy Joel aus New York geschrieben hat: „Leningrad“.
Sie erschien 1989, gemeinsam mit Joels größtem Hit „We didn‘t start the fire“ – nur einen Monat vor dem Fall der Berliner Mauer, und handelt davon, dass Amerikaner und Russen so verschieden gar nicht sind. Die russische Biografie zu dieser Verbrüderungshymne hat ein Clown aus Leningrad beigesteuert: Viktor Razinow.
„Viktor wurde geboren im Frühling 44″, beginnt Billy Joel sein Lied, „und seinen Vater hat er nie kennengelernt.“
Der Text beschreibt, wie Viktor einer entbehrungsreichen Kindheit, einem traurigen Leben und einem autoritären Staat entflieht, indem er „sein größtes Glück darin findet, als Zirkusclown russische Kinder zu erfreuen“ – während Joel selbst „als Kind des kalten Krieges“ in einer trostlosen Kleinstadt aufwuchs, wo ihm die Angst vor Sowjets und Kommunisten schon in der Schule eingetrichtert wurde.
Erst als der „Piano Man“, damals längst einer der erfolgreichsten US-Popstars, 1987 dank der Öffnungspolitik von Michail Gorbatschow durch die Sowjetunion touren durfte, dachte er um. Auch, weil er diesen Viktor kennenlernte, der alle seine Konzerte besuchte, das Publikum anheizte – und den er mit seiner mitgereisten Frau und seiner zweijährigen Tochter bei einem Zirkusbesuch in Leningrad wiedertraf.
„Er brachte meine Tochter zum Lachen, und wir umarmten uns“, singt Joel über diesen Moment. „Wir wussten nicht, was für Freunde wir hatten, bis wir selbst nach Leningrad kamen.“
Herr Razinow, ist Billy Joels „Leningrad“ eigentlich auch in Russland bekannt?
Razinow: Ja, es war auch hier ein Hit. Manchmal wird es offenbar noch im Radio gespielt. Aber das weiß ich nicht so genau, denn seit 2001 schaue ich kein Fernsehen und höre auch kein Radio. …

2015 reiste Viktor Razinow noch einmal nach New York, um Billy Joel zu treffen - hier mit anderen  russischen Freunden, ganz links neben  Viktor: Billy Joels Dolmetscher von 1987, der auch seine Live-Ansagen fürs Publikum übersetzte.

Der ganze Artikel: https://www.rnd.de/politik/viktor-aus-billy-joels-leningrad-was-wird-aus-der-russisch-amerikanischen-freundschaft-64FMQ3NJN5FCZMYVEWLLAENB3I.html
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