Wenn zusammenwächst, was zusammengehört

Ostdeutschland und Österreich haben viel gemeinsam. Angefangen bei der Liebe zum Dialekt, dessen Verwendung immer auch etwas Ausgrenzendes gegenüber Fremden hat, über die gemeinsamen Wurzeln des Nationalsozialismus in Sachsen und Oberösterreich bis hin zum Opfernarrativ und der fehlenden Aufarbeitung der braunen Vergangenheit. Das dürften allein schon genug Gründe sein, warum sich besonders Sachsen in Österreich wohl und verstanden fühlen. Ein weiterer Grund, warum man so viele hier trifft, liegt vielleicht auch daran, dass nicht wenige Ihrer Vergangenheit entfliehen wollten. Wie viele Auswanderer konnten sie in Österreich ein neues Leben beginnen, wo niemand gefragt hat, ob sie SED-Kader, Stasi-Mitarbeiter oder Grenzsoldat waren, der auf Flüchtende geschossen hat. Was Ossis und Ösis noch eint ist, ein fehlendes demokratisches Bewusstsein. Man rempelt zwischen der braunen und der roten Bande hin und her, mal rechtsextrem mal kommunistisch, aber einen geraden demokratischen Weg kann man nicht finden oder nicht ertragen. Eher reichen sich die Extremisten hinter dem Rücken die Hand zur Querfront. Das hat Tradition. Bei der Aufteilung Polens (nach dem Anschluss!) zwischen Hitler und Stalin paradierten Wehrmacht und Rote Armee gemeinsam durch Brest-Litowsk, auf dem Heldenplatz jubelten die Österreicher Hitler zu, die Ukraine wurde erst von Stalin, dann von den Deutschen und dann wieder von Stalin heimgesucht, Prag 1968, stand die DDR-Armee schon an der Grenze um die Sowjets bei der Niederschlagung des Prager Frühlings zu unterstützen, gemeinsam paradierte Volksarmee und Sowjetarmee durch Ostberlin. Die Rote Armee war dort mindestens genauso Bruder wie Besatzer. Eine Art Stockholmsyndrom. Und eine Vergangenheitsaufarbeitung fand dort nie statt. In der Volkskammer der DDR saßen mindestens genauso viele NSDAP-Mitglieder und Kriegsverbrecher wie in Westdeutschland. Per Definition war die DDR aber ein sozialistischer und damit integral antifaschistischer Staat. Egal wie autoritär. Und in einem Antifaschismus kann es nur Opfer des Faschismus geben, keine Täter. Deshalb brauchte man sich auch nicht mit der eigenen schändlichen Vergangenheit auseinanderzusetzen. Zusammenhalt funktioniert aber am besten über gemeinsame Feindbilder. Und das waren die Naziverbrecher, das war der Westen, die „BRD“, die USA. Der Feind war der westliche „Imperialismus“. Also der Zusammenschluss der demokratischen Staaten. Das hält sich bis heute in Ostdeutschland. Gemäß der SED-Ideologie hat der Westen die DDR überfallen und sich einverleibt. Niemand wurde befreit. Nur ein paar Oppositionelle, die von Freiheit gefaselt haben und nicht scharf waren auf Bananen, Mercedes und Malle-Reisen. Aber neben einem militanten autoritären Staat mit kommunistischem Anspruch aber faschistoiden Strukturen und Methoden, die nahtlos aus dem Dritten Reich weitergeführt wurden, gab es auch noch eine junge Protestbewegung, die dem verhassten autoritären und dogmatischen System der Eltern was entgegensetzte? Das was sie zuhause erfahren hatten, nur mit umgekehrten Vorzeichen: Faschismus. Es entstanden Nazipunks und Neonazis, die dem System den Stinkefinger zeigten und gleichzeitig genauso autoritär wurden wie ihre Eltern. Dass sie Ausländer jagten und auch ermordeten, erfuhr man nicht. Nicht einmal in der DDR selbst.
Und Österreich? Auch dort war man Opfer des Nationalsozialismus, egal wo Hitler herkam, wo viele SS-Verbrecher herkamen, oder wie viele beim Anschluss gejubelt haben. Auch hier wurden die Verbrechen schleunigst unter den Teppich gekehrt und mit dem Neutralitätsvertrag mit der Sowjetunion landete man einen Coup. Man war bis heute fein heraus und musste sich nirgendwo mit engagieren und man bekam die volle Souveränität schon 10 Jahre nach dem Krieg zurück. Die Besatzungsmächte zogen ab und sofort wurde von ehemaligen SS-Verbrechern wieder die erste Nazipartei gegründet. Sie hat sich bis heute gehalten und ist in Österreich die parteipolitische Speerspitze des neu erwachten Faschismus. Der Name der Partei ist Programm nicht nur in der Partei, sondern auch bei den Gesinnungsgenossen auf der Straße. „Freiheit“! Die Freiheit Andersdenkenden die Unfreiheit aufzwingen zu dürfen. So fand auch in Österreich keine breitenwirksame kritische Auseinandersetzung mit dem Nationalsozialismus statt.
Was also unter dem Dach der vom Kreml angestoßenen Querfront zusammengefunden hat, auch und besonders bei den „Spaziergängen“ der letzen Jahre, sind Faschisten und Kommunisten Ostdeutschlands und Österreichs, die sich als Opfer des Westens und der Demokratie fühlen und die vor allem eins eint: Die „unverbrüchliche“ Liebe zu Russland. Sie sind nützliche Idioten des Kreml im Kampf gegen die Demokratie!

https://www.msn.com/de-de/nachrichten/politik/wie-ehemalige-ddr-offiziere-für-putins-krieg-in-der-ukraine-werben/ar-AA1aQinO?ocid=msedgdhp&pc=U531&cvid=26a7d11e48f64d8c8279e68825e6a948&ei=54

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